Einführung in das Thema Hirntumore
In dieser Folge des Krebs-Podcasts erweitern die Moderatoren ihren Fokus auf Hirntumore und andere Tumorarten. Zu Gast ist Professor Sehouli, der Direktor der Klinik für Gynäkologie, der die Verbindungen zwischen Gynäkologie und Hirntumoren erläutert. Es gibt Fälle, in denen Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen Hirnmetastasen entwickeln, was die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen den Fachgebieten unterstreicht.
Die Diskussion unterstreicht die Bedeutung eines kooperativen Ansatzes bei der Krebsbehandlung. Die Patienten werden ermutigt, sich aktiv an ihren Diagnose- und Behandlungsentscheidungen zu beteiligen. Die moderne Medizin fördert einen partizipativen Entscheidungsfindungsprozess, bei dem Patienten und Gesundheitsdienstleister zusammenarbeiten, um den besten Behandlungsweg zu finden. Dazu gehört, dass die Patienten Informationen, Optionen und Alternativen erhalten und Zugang zu klinischen Studien haben.
In dem Gespräch geht es auch um die Herausforderungen, die der Zugang zu klinischen Studien mit sich bringt, und darum, wie wichtig es ist, Studieninformationen so zu übersetzen, dass sie für Patienten verständlich und zugänglich sind. Comprehensive Cancer Centers und zertifizierte Krebszentren werden als wertvolle Ressourcen für Patienten empfohlen, die Informationen über die Teilnahme an klinischen Studien suchen
Außerdem wird in dieser Folge das Konzept des Krebstherapie-Teams erläutert. Die Krebsbehandlung ist ein multidisziplinäres Unterfangen, an dem nicht nur medizinische Fachkräfte, sondern auch Patienten und ihre Familien beteiligt sind. Eine wirksame Kommunikation innerhalb des Teams ist von entscheidender Bedeutung, und die Patienten werden ermutigt, gut informiert zu sein und eine aktive Rolle bei ihrer Behandlung zu spielen.
Die Bedeutung von Zweitmeinungen wird hervorgehoben, wobei Professor Sehouli betont, dass das Einholen einer Zweitmeinung kein Zeichen von Misstrauen ist, sondern vielmehr gute medizinische Praxis. Den Patienten wird geraten, relevante medizinische Unterlagen, einschließlich Zusammenfassungen, aktuelle Berichte, diagnostische Tests und Behandlungsverläufe mitzubringen, um eine umfassende Beurteilung zu gewährleisten. Darüber hinaus sind die Besprechung von Nebenwirkungen, die Auswirkungen auf das tägliche Leben und die Festlegung von Erwartungen wesentliche Aspekte des gemeinsamen Entscheidungsprozesses.
Die Episode unterstreicht die Bedeutung der Teamarbeit in der Krebsbehandlung und hebt hervor, dass Patienten, medizinisches Fachpersonal und verschiedene medizinische Disziplinen zusammenarbeiten müssen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Die Bedeutung von offener Kommunikation, gemeinsamer Entscheidungsfindung und Zugang zu Informationen ist für diesen kooperativen Ansatz von zentraler Bedeutung.
Referenten:
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli (Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie (CVK) und Klinik für Gynäkologie (CBF), Charité Berlin)
Dr. med. Robert Armbrust (Oberarzt, Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie, Charité Berlin)
Erfahren Sie in dieser ersten Folge unserer neuen Staffel wichtiges über das Thema Hirntumore.
Diese Folge des Krebspodcast wird unterstützt durch Novocure GmbH. Novocure ist jedoch nicht für den Inhalt des Vortrags verantwortlich. Thema und Inhalt obliegen der wissenschaftlichen Freiheit der Referenten.
Speaker 1 [00:00:05] Herzlich willkommen zu einer neuen Folge in unserem Krebs Podcast. Wir haben den Krebs Podcast erweitert auf Hirntumoren, auf andere Tumore und heute habe ich Professor Sehouli wieder als Gast. Sie sind Direktor der Klinik für Gynäkologie und wie ich, eigentlich auch Gynäkologe. Also wir haben eigentlich gar nicht so viel mit Hirntumoren zu tun. Vielleicht können Sie uns einmal kurz sagen, wie Sie denn zu dem Thema kommen oder welche Verbindungen Sie zu Hirntumoren haben.
Speaker 2 [00:00:29] Einmal ist die Neurochirurgie und auch die Neuropathologie durchaus ein Thema, was auch in der gynäkologischen Onkologie berührt wird. Bei Frauen mit Brustkrebs, aber auch mit anderen gynäkologischen Tumoren wie dem Eierstockkrebs oder Gebärmutter Körper Krebs, Patientinnen durchaus Hirn Metastasen aufweisen, häufig im Rezidiv, also wenn der Tumor wieder aufgetreten ist. Aber das ist immer wieder eine Situation, wo Patientinnen unter Therapie oder nach Behandlungskonzepten plötzlich Kopfschmerzen, Übelkeit oder sogar epileptische Anfälle haben und dann in einer MRT Diagnostik die Diagnose Hirn Metastasen auftreten. Und deswegen haben wir sehr enge Kooperationen. Und ich habe auch schon bei Herrn Professor Vajkoczy chirurgisch assistiert bei einer Patientin mit einer Hirn Metastase und einem Ovarialkarzinom. Und da gibt es viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.
Speaker 1 [00:01:55] Ja, vielen Dank für die Einführung. Unser Thema ist heute als Team gegen den Hirntumor. Was können Patienten tun? Was können Ärzte tun und wie kann man vielleicht zusammen in der Therapieentscheidung, aber auch in dem ganzen Prozess der Erkrankung als Team zusammenarbeiten? Der Patient oder die Patientin hat natürlich eine zentrale Rolle in dieser Therapieentscheidung. Aber was glauben Sie, wie kann eine Patientin, ein Patient sich auch ganz aktiv einbringen, in die Erkrankung, in die Therapie? Was kann man selber tun?
Speaker 2 [00:02:27] Moderne Medizin meint heute, dass man einmal die individuellen Präferenzen und auch die Patienten Perspektive berücksichtigt. In der Therapie, in der Diagnostik und der sogenannte partizipatorische Entscheidungsprozess meint, dass sowohl Patientinnen Patienten als auch ihre Behandlerinnen und Behandler gemeinsam diesen Weg definieren. Wie geht das? Es geht natürlich nur, indem man versucht, einmal den Patienten die Möglichkeiten zu offenbaren, die in dieser schwierigen Erkrankung Situation möglich sind. Und dazu gehört einmal die Information, die Aufklärung, die Optionen, die Alternativen und beispielsweise der Zugang zu klinischen Studien. Und das ist, denke ich, tumorübergreifend, dass Patientinnen und Patienten, die in klinischen Studien behandelt werden, häufiger ein besseres Outcome aufweisen als Patienten, die außerhalb von klinischen Studien behandelt werden, weil es darum geht, dass das Team sich kontinuierlich systematisch weiterhin fort bildet und auch die Qualität der Behandlungen von extern von außen über Monitoren, Auditoren überprüft werden. Also der Therapieentscheidungsprozess kann also nur gelingen, wenn Information auch ankommt bei den Patienten. Und daran sollten sich auch Ärztinnen und Ärzte auch immer messen lassen, dass das, was ankommt zählt und nicht das, was man nur erzählt hat und dass das ein mehr zeitiger Aufklärungsprozess sein sollte, damit eben einmal die Möglichkeit der Alternativen thematisiert werden und auch vielleicht die Möglichkeit einer Zweitmeinung eingeholt wird, um einfach noch mal sicher zu gehen, um auch die Möglichkeit der besten individualisierten Therapie wahrnehmen zu können.
Speaker 1 [00:04:47] Sie haben grade schon zwei Punkte angesprochen, da würde ich gerne anknüpfen. Einmal die Studienteilnahme und einmal auch die Möglichkeit der Zweitmeinung. Das ist natürlich völlig richtig mit den Studien, aber manchmal ist der Zugang ja gar nicht so einfach. Was würden Sie Patientinnen empfehlen, die das jetzt ja ernst nehmen wollen und sagen Okay, ja, ich würde mich gerne im Rahmen einer Studie auch behandeln wollen oder würde gerne wissen Was gibt es überhaupt für Möglichkeiten? Das heißt, wo kann man sich informieren und wie kann man auch an so einer Studie teilnehmen?
Speaker 2 [00:05:12] Ja, das ist durchaus ein Problem, dass eben Studien zwar gemeldet werden und zwar an Registern, die teilweise in Englisch definiert sind, aber nicht immer auch aktualisiert sind. Also am besten ist, man geht in einen der Krebs Zentren. Da gibt es ja diese Comprehensive Cancer Center und Zentren, die sich einer sogenannten Zertifizierung von einer Deutschen Krebsgesellschaft unterzogen haben. Und da ist einer der Qualitätskriterien auch, dass eben Patientinnen und Patienten Studien angeboten werden sollten. Also das wäre eine Möglichkeit, dass man sich über Studien Teilnahme informiert. Und dann ist natürlich auch das Netz noch verfügbar. Wobei hier das Problem ist, dass man nicht immer weiß, ob diese Studie wirklich noch aktuell ist oder häufig sind das ja auch Studien, die vielleicht in anderen Ländern durchgeführt werden, was ja auch schwierig ist. Also ich denke der einfachste Schritt ist tatsächlich über die Krebs Zentren zu gehen.
Speaker 1 [00:06:20] Wir haben in der Gynäkologie ja ein Studienportal entwickelt. Ist so was auch denkbar, auf andere Krebserkrankungen zu übertragen, wo wir genau versucht haben, für Patientinnen relativ einfach Studien zu erklären und auch zugänglich zu machen zu ihrem Wohnort.
Speaker 2 [00:06:35] Ich halte es für sehr wichtig, dass man eben Studien, eben auch Patientinnen und Patienten gerecht übersetzt, sie erklärt und auch mit den Ängsten aufräumt, vielleicht ein Versuchskaninchen zu sein, damit aufzuräumen, weil wissenschaftliche Untersuchungen sind in der Regel die sichersten Untersuchungen überhaupt, weil ja ganz viele Regeln eingehalten werden müssen, die die Patientinnen und Patienten Sicherheit sicherstellen und wo auch festgelegt ist, was tue ich als Arzt, wenn die und die Nebenwirkung auftritt? Wie gehe ich mit der Dosis um? Wie gehe ich mit der Therapie Pause um? Deswegen sind Studien Protokolle, die in der Regel 1 bis 2 Jahre in der Entwicklung benötigen und viele, viele Köpfe in sich tragen, die beste Qualitätskontrolle.
Speaker 1 [00:07:31] Unser Thema lautet ja als Team gegen den Hirntumor. Wer soll denn in so einem Team dabei sein, wenn es um die Behandlung von Krebs geht?
Speaker 2 [00:07:39] Ganz wichtig, dass eben Medizin und gerade wenn es auch um Hirntumoren oder anderen Krebserkrankungen geht, Medizin keine Ich AG ist. Das fängt bei der Patientin an, es geht in die Angehörigen und Zugehörigen, wie man heute sagt. Es ist das gesamte medizinische Personal. Die Krankenschwestern, die Arzthelferinnen und Arzthelfer, das sind die Ernährungsexperten, das sind die Psycho Onkologen. Das sind die Ärzte aus den verschiedensten Disziplinen, aus der Pathologie, aus der Chirurgie, aus der Strahlentherapie, aus der Onkologie, aus der Labor Medizin, aus der Radiologie. Also Sie merken, dass das wirklich keine Ich AG ist, sondern dass es um ein Team geht, ein sogenanntes interprofessionelles, interdisziplinäres Team, was natürlich auch viele Herausforderungen in sich birgt. Denken Sie einfach mal an die Kommunikation. Und deswegen ist es mir so wichtig, dass die Patientin aufgeklärt wird, dass auch die Befunde am besten bei den Patientinnen und Patienten organisiert und strukturiert werden. Natürlich sollten alle Ärztinnen und Ärzte informiert werden. Aber aus meiner Erfahrung heraus ist es wirklich am besten, den Patienten gut aufzuklären und ihm auch den Zugang zu allen Dokumenten zu erlauben.
Speaker 1 [00:09:14] Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den Sie ansprechen, auch im Rahmen der Zweitmeinung das Thema von vorhin. Was können Patienten eigentlich selber tun? Was sollen sie auch mitbringen an Unterlagen? Das ist ja selbst im Zeitalter der Digitalisierung gar nicht so leicht, muss man ehrlicherweise sagen. Aber was sind so Ihre Empfehlungen? Was müssen Patienten oder was sollten sie unbedingt mitbringen zu so einem Termin, zur Zweitmeinung, die man sich im Übrigen auch einholen kann? Man hat in Deutschland freie Arztwahl, man kann sich die Klinik eigentlich aussuchen und den oder die Behandelnden. Und deswegen auch noch mal von meiner Seite die Ermutigung, das wirklich auch zu tun bei einer Krebserkrankung, das ist in anderen Ländern eigentlich absoluter Standard. In Deutschland tut man sich manchmal ein bisschen schwer damit, aber das ist eine absolute Empfehlung. Aber was sollten die Patientinnen wirklich mitbringen? Was sind essenzielle Informationen, was kann man vielleicht auch nachreichen oder ist eher sekundär?
Speaker 2 [00:10:03] Also als erstes denke ich, sollte man durchaus seinen Ärztinnen und Ärzten sagen, dass man eine Zweitmeinung einholen möchte und ob sie vielleicht einen dabei unterstützen können. Und es ist wirklich keine Frage der Kränkung, sondern es ist eben die gute medizinische Praxis. Und deswegen darf das gar nicht so im Verborgenen sein oder mit schlechten Gewissen behaftet sein. Und natürlich es ist wichtig, dass man versucht, so konkret wie möglich bei einer Zweitmeinung zu sein. Und ich bin ein großer Fan davon, dass man eben persönlich sich vorstellt. Es gibt ja auch verschiedene Portale, die eben nur über Internet per E-Mail-Empfehlungen geben. Und ich denke aber, dass bei einer so schwierigen Situation wie einem Hirntumor beispielsweise auch das Gespräch, der Blick in die Augen, die Beobachtung der Bewegung, die neurologischen Tests, die Atmosphäre über die Angst, über die Zweifel und über das Verständnis absolut notwendig ist um eben genau den Prozess dieser Teilhabe an der nächsten Therapie Strategie wahrhaftig umsetzbar zu machen. Am einfachsten ist natürlich, dass man immer aktuelle Unterlagen mitbringt. Am besten eine Zusammenfassung von einem Arzt oder von der Ärztin. Der letzte Krankenhaus Bericht. Und dass man die letzten diagnostischen Maßnahmen, ob es die Computertomografie. Ob es die Magnetresonanztomographie, ob es die letzte Gewebe Analyse ist, die letzten Laboruntersuchungen. Das sind so die wichtigsten Parameter und natürlich, wie die Therapie Entscheidung vorher war. War es Tumor frei operiert worden, war eine Bestrahlung, in welcher Dosis ist eine Chemotherapie durchgeführt worden? Von wann bis wann sind dort relevante Nebenwirkungen aufgetreten? Liegt irgendeine nebenerkrankung vor? Es ist auch wichtig zu wissen, ob der Zucker, die Zuckerkrankheit beispielsweise gut behandelt ist oder der Bluthochdruck oder ob es irgendwelche anderen Absiedlungen gibt. Und was ganz wichtig auch ist. Was möchte ich für Nebenwirkungen vermeiden? Welche Nebenwirkungen habe ich noch? Welche belasten meinen klinischen Alltag, meinen Alltag beim Einkaufen, in der Beziehung zu meinen Angehörigen? Und was habe ich vor? Und was sind meine Erwartungen? Und wie fühle ich mich und wo will ich wie behandelt werden?
Speaker 1 [00:13:06] Ich denke, gerade die letzten Sachen sind sehr, sehr wichtige Punkte, weil ich auch selber oft erlebe, dass Patientinnen zwar ihre Arztbriefe dabeihaben und auch oft genau wissen, wann und wie sie operiert worden sind. Aber genau eben diese Nebenwirkungen, dass die die Pause dazwischen was war, eigentlich auch in der Zeit beispielsweise, wo es kein Rezidiv gab? Es kann mehrere Jahre sein, wie ging es einem? Da hat man auch wieder gearbeitet, wie ist die Familie damit umgegangen? Also das denke ich, ist extrem wichtig, auch im Sinne des Teams gegen die Krebserkrankung. Professor Sehouli, vielen Dank für das Gespräch und ich freue mich schon auf den nächsten Podcast mit Ihnen.
Speaker 2 [00:16:14] Ich danke Ihnen.
Speaker 1 [00:16:23] Dieser Podcast wurde mit der Unterstützung der Novocure GmbH erstellt.