Gebärmutterkörperkrebs Rezidiv

Rezidiv Therapie bekommt immer einen höheren Stellenwert in der Medizin. Mediziner, aber auch Sie als Angehörige und Patientinnen wissen, dass eine der Hauptsorgen oder Hauptgedanken bei einer Krebserkrankung ist: Wann kommt der Krebs wieder? Kommt der Krebs wieder? Und wie wird das Rezidiv eigentlich erkannt?

Deswegen wollen wir uns heute damit beschäftigen: Wie erkennt man das Rezidiv, also wenn die Krebserkrankung wiederkommt? Und was haben wir für therapeutische Möglichkeiten? Was bedeutet Immuntherapie? Ist es denn tatsächlich so, dass über die Nachsorge die meisten Rezidiv erkannt werden? Was sind was die wichtigsten und häufigsten Symptome, wie Luftnot, Schmerzen im Bein, Lymphknotenbefall, Blutung, Nierenschmerzen, Ausfluss?

Studien Portal: www.studienportal-gyn.de

Referenten:

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli (Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie (CVK) und Klinik für Gynäkologie (CBF), Charité Berlin)

Dr. med. Robert Armbrust (Oberarzt, Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie, Charité Berlin)

Erfahren Sie in dieser von vier Folgen alles Rezidiv Therapie des Gebärmutterkörperkrebses. Erste Folgen zu der Serie Endometrium Karzinom (Gebärmutterkrebs): Folge 13-14

Diese Folge des Krebspodcast wird unterstützt durch GlaxoSmithKline (GSK). GSK ist jedoch nicht für den Inhalt des Vortrags verantwortlich. Thema und Inhalt obliegen der wissenschaftlichen Freiheit der Referenten.

In dieser Podcast-Episode wird über das Rezidiv von Gebärmutterkörperkrebs und die Möglichkeiten der Therapie gesprochen Nachsorge ist wichtig, sollte länger als 5 Jahre sein, und kann viele Jahre später auftreten. Trotz aller Vorsorge, können Tumoren in der Nachsorge wieder entdeckt werden. Daher sollten Patienten mit Beschwerden nicht erst auf den Termin in der Nachsorge warten, sondern das abklären lassen. Das Wichtigste ist, dass man daran denkt, nicht alle in Panik bringt, aber dann Schritt für Schritt nach untersucht. Die Diagnose eines Tumors erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus verschiedenen Untersuchungsmethoden, Ultraschall, Computertomografie und Magnetresonanztomografie. Die Blutwerte sind nicht immer ausschlaggebend. Untersuchungen sollten nur bei Bedarf durchgeführt werden, um Schäden durch unnötige Röntgenstrahlung zu vermeiden. Die routinemäßige Verwendung von Computertomografie bei Patientinnen, die wegen eines Tumors operiert wurden, ist sinnlos. Die Ultraschalluntersuchung des Bauches und der und über die Scheide sollten Standard sein. Die Immuntherapie ist ein großes Thema, weil wir immer mehr lernen, dass das Immunsystem nicht nur die klassischen weißen Blutkörperchen sind, sondern alle Zellen, die letztlich mehr oder weniger das Immunsystem mit positiv beeinflussen, direkt und indirekt. Inzwischen kann man bei vielen Tumoren, inklusive Gebärmutterkörperkrebs, eine chemotherapiefreie Therapiestrategie anwenden. Immuntherapie ist eine neue Art der Krebstherapie, die das Immunsystem des Patienten gegen den Krebs richtet die auch in der Behandlung von Hautkrebs wie auch bei anderen Tumoren, inklusive Gebärmutterkörperkrebs eine Revolution ist. Das Immunsystem ist noch nicht vollständig verstanden und eine allgemeine Stimulation hat nichts mit Krebstherapie zu tun. Es gibt verschiedene Arten der Immuntherapie, die für verschiedene Situationen zugelassen sind. Ob eine Person für eine bestimmte Art der Immuntherapie geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu sind Studien auch bei Ersttherapie im Gange. Die Erfahrungen der Patientinnen in Studien sind bedeutungsvoll, da sie die einzige Chance sind, die Zukunft zu gestalten und den Standard zu verändern.

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Dr. med. Robert Armbrust [00:00:00] Diese Folge des Krebs Podcast wird unterstützt durch GlaxoSmithKline. GSK ist jedoch nicht für den Inhalt des Vortrags verantwortlich. Themen und Inhalt obliegen der wissenschaftlichen Freiheit der Referenten. Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, ich darf Sie ganz recht herzlich begrüßen zu einer weiteren Folge des Krebs Podcasts. Es geht wieder um den Gebärmutterkörperkrebs. Wir haben bereits in der letzten Folge mit Professor Sehouli uns einen Überblick über die Diagnostik, Therapie und Nachsorge dieser Erkrankungen gemacht, die doch einen immer höheren Stellenwert in der Medizin bekommt, und wir als Mediziner, aber auch Sie als Angehörige und Patientinnen wissen, dass eine der Hauptsorgen oder Hauptgedanken bei einer Krebserkrankung ist. Wann kommt sie wieder? Kommt sie wieder? Und wie wird sie eigentlich erkannt? Und deswegen wollen wir uns heute damit beschäftigen? Wie erkennt man das Rezidiv, also wenn die Krebserkrankung wiederkommt? Und was haben wir auch hier dann für therapeutische Möglichkeiten? Und ich freue mich, dass Sie wieder da sind, Professor Sehouli. Wir haben ja an der Charité jüngst das europäische Kompetenzzentrum für Endometriumkarzinom, also für diese Krebserkrankungen, ausgerufen, eben wegen dieser Wichtigkeit. Deswegen darf ich Sie erst mal ganz recht herzlich grüßen.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:01:14] Vielen Dank für die Einladung.

Dr. med. Robert Armbrust [00:01:16] Wir haben zuletzt darüber gesprochen, wie die Nachsorge aussieht. Ist es denn tatsächlich so, dass über die Nachsorge die meisten Rezidiv erkannt werden?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:01:26] Eine gute Frage. Erst mal ist es ganz wichtig, dass alle Frauen mit Gebärmutterkörperkrebs eine Nachsorge angeboten bekommen sollen, das ist leider immer wieder Realität, dass manche Frauen kommen, die gar nicht in einer Nachsorge eingebettet sind. Und deswegen ist das ganz wichtig. Und das können sie sehr gut, auch bei Ihren Ärzten und Ärzten, die sie Vertrauen durchführen. Und was auch noch mal wichtig ist, dass die häufig auch länger sein sollte, als nur fünf Jahre. Es kann auch passieren, dass Frauen mit Brustkrebs und der Medikamenteneinnahme mit Tamoxifen, also einem Medikament, was die Hormone zwar blockiert, aber auch eine Restaktivität hat, dass auch viele Jahre später, nach 5–8 Jahre es auftreten kann oder Frauen, die bestrahlt worden sind aus irgendeinem Grund, bei einem Darmkrebs, einem Rektumkarzinom oder von Schamlippen Krebs, dass das als Zweittumor auftreten kann und das viele Jahre später. Aber häufig ja wird auch die wieder auftretende Situation in der Nachsorge erkannt, und zwar einmal lokal bei der Gynäkologin während der Untersuchung. Da sieht man am Scheiden Dom beispielsweise eine rote Verfärbung, die dann meistens eine Biopsie ist, also eine Gewebeprobe durchgeführt wird. Oder aber, weil die Patientin plötzlich blutarm wird, Luftnot bekommt oder Schmerzen hat. Das Bein wird plötzlich dick. Das kann ein Zeichen für Lymphknotenbefall sein. Oder die Patientin wird gelb, das kann ein Hinweis sein für Lebermetastasen, die die Funktion der Leber beeinträchtigt haben oder in der Luftnot, das kann eine Lungenmetastase sein oder Erguss in dem sogenannten Pleuraspalt. Also alle Beschwerden, wo die Patientin das Gefühl hat, das könnte eine Krebserkrankung sein bzw. es geht nicht weg und wird eher schlimmer, empfehle ich nach wenigen Wochen die Ärzte aufzusuchen, weil es nicht so ist, dass es immer nur bei der Nachsorge bei dem Termin ist, sondern es geht auch um den Zugang zur Nachsorge Einrichtung. Das ist auch ganz wichtig. Bitte wenn Sie Beschwerden haben, nicht erst auf den Termin in der Nachsorge warten, sondern dann gleich die Abkürzung nehmen und sofort das abklären. Aber auch in der Nachsorge werden Tumoren wieder entdeckt.

Dr. med. Robert Armbrust [00:04:10] Sie haben schon einige Befunde genannt, die man dann als Arzt erheben kann. Man sieht beispielsweise ein klarer Erguss, also Wasser in der Lunge. Oder man sieht in der gynäkologischen Untersuchung auffällige Befunde. Können Sie trotzdem noch mal sagen, was die wichtigsten und häufigsten Symptome sind, an denen wir erkennen, dass die Krebserkrankung wiederkommt, aber bei denen Patienten auch unbedingt zu ihrem behandelnden Arzt gehen sollten?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:04:36] Also bei den Frauen mit Gebärmutterkörperkrebs ist das nicht so wie bei den Blutkrebskrankheiten. Also dieser Nachtschweiß, diese körperliche Schwäche, dieses Fieber unklaren Ursprungs. Das ist eher selten bei diesen Tumoren. Das ist eher bei den blutbildenden Tumoren. Bei der Gebärmutterkörperkrebserkrankung ist die plötzliche Blutung, Ausfluss, Nierenschmerzen, also Flanken. Es kann eben das Lymphödem sein, was plötzlich auftritt, was nach der Operation nicht aufgetreten ist. Luftnot, das sind so die häufigsten Gründe, warum Patientinnen dann doch zur Diagnose Gebärmutterkörperkrebs kommen

Dr. med. Robert Armbrust [00:05:33] Welche Untersuchungen sollten Ihrer Meinung nach da noch durchgeführt werden, wenn der Verdacht besteht?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:05:40] Ich würde immer erst mal versuchen, das Symptom abzuklären. Abzuklären bedeutet, wenn ich Luftnot habe, dann gibt es ja verschiedene Gründe, warum man Luftnot hat. Und da fängt es an mit der Anamnese. Ja, wir sind ja immer noch irgendwie in dieser Pandemie. Da wird natürlich immer das Thema Covid Lungenentzündung ein Thema sein, das heißt, man tastet ab, man hört ab, man kann mit dem Stethoskop bestimmte Geräusche erkennen und man macht dann meistens eine Computertomografie der Lunge mit Kontrastmittel, um zum Beispiel das Thema Luftnot abzuklären. Habe ich das Thema. Lymphknoten oder Lymphödem, dann würde ein CT mit Kontrastmittel oder ein MRT der nächste Schritt sein, nachdem man Ultraschall durchgeführt hat. Ultraschall ist deswegen wichtig, weil da kann man zum Beispiel sehr gut die Nieren beobachten, aber die Lymphknoten kann man im Ultraschall nicht gut erkennen, weil das eben an der Wirbelsäule letztlich ist. Und dazwischen ja, der Darm ist mit in Luft, deswegen kann man das nicht gut untersuchen. Also alles was oberflächlich ist in den Organen, kann man mit Ultraschall perfekt erkennen und alles was tief ist, das braucht eine andere Bildgebung, das CT, die Computertomografie oder die Magnetresonanztomografie. Und das Wichtigste ist, dass man daran denkt, nicht alle in Panik bringt, aber dann Schritt für Schritt nach untersucht. Die Blutwerte, die helfen, einer Regel nicht zu unterscheiden, ob es jetzt Krebs bedingt oder nicht kriegsbedingt. Es war ein Nierenstau beispielsweise kann ja auch eine Narbe sein, die manchmal nach fünf oder zehn Jahren auftritt. Es muss nicht immer gleich der Krebs sein. Und für Luftnot gibt es auch andere Gründe. Es gibt Asthma, es gibt die Infektionen, es gibt viele andere Themen und es kann auch manchmal ein Zweittumor sein. Das ist gar nicht so selten, dass wir Frauen mit Gebärmutterkörperkrebs sehen, die beispielsweise Luftnot haben und die beispielsweise Lungenkrebs haben, bei Lungenkrebs eben häufig bei Frauen auftritt. Und deswegen ist das Gespräch so wichtig und auch zu wissen, wann war man in der ersten Mammografie, wann war mal eine Darmspiegelung zur Untersuchung und dass man dranbleibt, dass man dranbleibt. Und das ist auch für mich so der wichtigste Auftrag in der Nachsorge, dass man das so ein bisschen moderiert, weil die Patienten ja häufig keine oder verschiedene Ärzte haben, die häufig ja nicht miteinander reden.

Dr. med. Robert Armbrust [00:08:17] Ich erlebe relativ oft, dass, wenn man die Diagnose des Rezidiv dann stellt, Patientinnen fragen. Hätte ich das eher erkennen können, wenn beispielsweise regelmäßig diese von Ihnen angesprochenen CT Untersuchungen durchgeführt worden wären? Ich weiß, das ist auch kein einfaches Thema, aber trotzdem würde ich mich freuen, wenn Sie dazu auch noch mal eine Stellungnahme geben. Regelmäßige CT Untersuchungen des Bauches, um das Rezidiv doch eher zu erkennen.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:08:44] Da hole ich auch noch mal tief Luft und mache jetzt erst mal so einen kleinen Sprung in die Flugsicherheit. Und sollte ihn jemand, der auch ein bisschen Flugangst hat. Und die Flugsicherheit hat ja beispielsweise Schwimmwesten in den Flugzeugen. Und ich kann Ihnen nur sagen, das ist wichtig. Aber das hat auch viel mit gefühlter Sicherheit zu tun. Man hat das Gefühl, wenn da zum Beispiel eine Schwimmweste ist, dass man sich etwas sicherer fühlt. Und so ist es auch bei den Untersuchungen, dass manche Untersuchungen eine scheinbare Sicherheit geben. Aber wenn man wirklich schaut, wie viele Schwimmwesten haben dann wirklich die Menschen bei den Flugzeugabstürzen geholfen? Dann sieht man wenig. Und so ist es auch bei den Untersuchungen den routinemäßigen Einsatz von Computertomografie, die auch eine Röntgenbestrahlung oder eine Röntgenbelastung darstellen. Und auch Belastungen mit dem Kontrastmittel auf die Niere ist in keinem Verhältnis, steht für den Nutzen. Das heißt, deswegen ist eine sogenannte symptomorientierte Nachsorge das A und O, und ich bin der Meinung ja, aber unterstütze doch dies mit Untersuchungsmethoden, die niemandem richtig wehtun und auch keinen Nebeneffekt haben. Und deswegen bin ich der Meinung, dass die Ultraschalluntersuchung des Bauches und der und über die Scheide Standard sein sollten. Neben den allgemeinen Untersuchungen aber routinemäßige CT mit Untersuchung bei einer Patientin, die tumoroperiert worden ist ergibt keinen Sinn. Was anderes, wenn ich eine Lungenmetastase habe, dann ist das klar, dass ich das nach und nach untersuche in einigen Monaten Abständen. Aber wenn ich nichts habe, dann einfach nur ein CT durchzuführen und dann zu sagen ja, da ist ja nichts, das ergibt wenig Sinn. Und deswegen muss Medizin ein Kompromiss sein zwischen gefühlter und nachvollziehbarer Sicherheit. Und deswegen kann ich den meisten Frauen sagen Nein, das wäre nicht besser. Und der Gebärmutterkörperkrebs ist häufig ein Tumor, der auch nicht sehr schnell wächst. Also es gibt Tumoren, die sind sehr, sehr schnell Blutkrebs oder Eierstockkrebs, die sind wachsen sehr schnell. Gebärmutterkörperkrebs ist kein Tumor, der sehr, sehr, sehr schnell wächst, gibt immer Ausnahmen. Das heißt, man hatte eigentlich Zeit, auch noch mal nachzudenken und auch den richtigen diagnostischen Rhythmus zu setzen.

Dr. med. Robert Armbrust [00:11:09] Ja, sehr schön. Sehr schöner Vergleich, der auch tatsächlich zutrifft. Habe ich mich auch schon oft gefragt: Was macht eigentlich die Schwimmweste? Gibt sie mir wirklich Sicherheit oder ist es gefühlt? Von daher vielen Dank. Ich würde gerne jetzt ganz spezifisch über einen Aspekt der Rezidiv Therapie sprechen, weil sich hier einfach so wahnsinnig viel verändert hat in den letzten Jahren und wir da auch als Ärzte wirklich froh drüber sind, dass wir diese zusätzlichen Behandlungsmethoden haben. Natürlich gibt es, auch wenn der Krebs wiederkommt, die Möglichkeit einer Operation, aber vor allem auf dem Gebiet der sogenannten Immuntherapie oder Chemo Therapien bzw Systemtherapien, wie wir Ärzte auch oft sagen, also eine Art von medikamentöser Therapie, doch einen sehr hohen Stellenwert mittlerweile hat und vor allem auch die Therapie raten das Überleben doch deutlich verbessert haben. Was bedeutet denn überhaupt diese Immuntherapie? Das hört man ja immer, regelmäßig, auch bei vielen anderen Erkrankungen. Aber können Sie das versuchen, den Patienten so zu erklären, was das eigentlich bedeutet letztlich?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:12:11] Also, wenn der Tumor wiederkommt, ist das natürlich immer ein Schlag ins Gesicht. Man hat die Operation hinter sich. Man hat vielleicht eine Chemo oder eine Bestrahlung hinter sich. War immer in der Nachsorge, hat alles getan, alle Nebenwirkungen und Einbußen akzeptiert. Und dann ist der Tumor wieder da. Und da kann ich erst mal nur sagen: Zunächst tief Luft holen. Und zweitens. Das ist nicht in einer Sekunde zu entscheiden, welche Therapie jetzt nun am besten ist. Und was ich da sagen kann, dass wir die Operation als Thema haben. Dann haben wir die Anti Hormontherapie als Thema. Dann haben wir die Chemotherapie als Thema und die neue Möglichkeit ist eben die Immuntherapie. Und wir haben auch das Thema Strahlentherapie. Und das hängt davon ab, wie die Behandlung war. Wie war die Vorbehandlung? Jemand bestrahlt worden ist, kann man in der Regel nicht noch mal bestrahlen, und zwar als Feld. Was anderes, wenn es ganz lokal ist. Da kann man noch mal diskutieren, das durchzuführen. Aber wenn das Becken komplett bestrahlt wurde, kann man nicht das gesamte Becken Feld noch mal bestrahlen, weil das sonst das Gewebe zerstört wird, und zwar auch das Gesunde. Und wichtig ist, dass man diese Therapien in Einklang bringt mit dieser Tumorsignatur, mit dem molekularbiologischen Profil. Was ist das für ein Tumor? Ist der hormonsensibel? Könnte er sensibel sein? Ist das eher ein Tumor, der vielleicht für eine Immuntherapie geeignet ist, auf die ich gleich eingehe? Oder ist das ein Tumor, der eben sehr aggressiv ist und man jetzt doch eine Chemotherapie benötigt? Und da ist es mir wichtig, wie fit meine Patientin ist. Wie hat sie denn die Therapie überhaupt toleriert? Die Vorgaben? Und ist sie jetzt fit genug, um die und die Therapie zu bekommen? Und eine Operation ist immer dann angezeigt, wenn ich eine Tumor-Freiheit wieder erreichen kann. Ich habe jetzt zwei Tumorknoten im Bereich des Bauches. Ist die erste OP gut gelaufen vor ein paar Jahren und die Patientin ist fit, dann wäre eine Operation in einem Herzzentrum durchaus ein gangbarer Weg. Und dann diskutiert man danach, ob dann überhaupt noch eine Chemo oder eine Immuntherapie möglich ist. Immuntherapie ist wirklich das, was beim Gebärmutterkörperkrebs die größte Errungenschaft ist. Und ich bin ja wirklich auch beeindruckt, was es da für Verläufe gibt. Ich habe erst heute eine Patientin gesehen. Die hatte vor elf Jahren einen Gebärmutterkörperkrebs 13 Lymphknoten ohne Befall, hatte dann eine Operation bekommen, die Gebärmutter entfernt plus die Eierstöcke. Hat wenige Monate danach noch ein Wiederauftreten im Bereich der Scheide entwickelt. Ich habe es dann nochmals operiert. Sie hat keine Bestrahlung gewollt, hat es abgelehnt und hat dann später Lungenmetastasen entwickelt. Und hat dann später ein Hirn Metastasierung entwickelt. Und sie war heute bei mir und die ist unter einer Immuntherapie. Jetzt über zwei Jahre. Und Immuntherapie, nachdem sie schon Chemotherapien hatte. Immuntherapie ist ein großes Thema. Und das wird auch immer größer, weil wir immer mehr lernen, dass das Immunsystem nicht nur die klassischen weißen Blutkörperchen sind, sondern alle Zellen, die letztendlich irgendwie. Das Immunsystem mit positiv beeinflussen, direkt und indirekt. Man spricht von sogenannten immun kompetenten Zellen und das sind auch Muskelzellen, Weiße und andere Blutzellen. Und wir wissen, dass wenn wir zum Beispiel Frauen in der Schwangerschaft beobachten, dass sie das Kind nicht abstoßen. Weil. Das Baby oder die Frucht, letztlich, Mechanismen, die dem Wirt oder der Wirtin dabei helfen, fremden Material und das Kind ist ja zu mindestens 50 % fremd. Eben. Dabei unterstützen, dies nicht abzustoßen und als nicht fremd oder Feind zu identifizieren. Und diese Schnittstellen nennt man Checkpoint. Also letztlich so wie wir es hier gar nicht weit entfernt, wo wir den Podcast aufnehmen, schauen, ob sie eben in den Ostteil der Stadt dürfen oder nicht. Gibt es Schnittstellen. Und Kontrollpunkte, wo das Immunsystem versteht. Freund oder Feind. Und diese neuen Medikamente. Diese Checkpoint Inhibitoren Inhibitor also Hemmer versuchen eben diese vermeintliche Freundschaft eines fremden Tumors aufzuheben. Um das Immunsystem in die Lage zu bringen, diesen Tumor als fremd, als fremd zu erkennen und ihn selbst zu bekämpfen. Und es war großartig. Und es war revolutionär. Dafür gab es auch Nobelpreisträger. Die Behandlung beim Hautkrebs, einer der Mutation stärksten Tumoren überhaupt, revolutioniert haben. Und wir inzwischen aber nicht nur beim Lungenkrebs, beim Brustkrebs, beim Nierenzellkrebs und bei verschiedenen Tumoren inklusive den Gebärmutterkörperkrebs. Dies nun als Standard in der wieder auftretenden Situation aussprechen dürfen. Und wir eine chemotherapiefreie Therapiestrategie den Patienten zur Diskussion geben können. Das ist großartig, dass wir das erleben. Und das ist das Neue, was ebendiese Dynamik in der Gebärmutterkörperkrebsbehandlung hemmt, erklärt.

Dr. med. Robert Armbrust [00:18:41] Vielen Dank für die Zusammenfassung und ich denke auch, dass gerade die letzten beiden Jahre und auch die Zulassung zu diesen Medikamenten wirklich als Meilenstein gewertet werden können. Wie kann ich jetzt selbst als Patientin erkennen, ob ich für eine solche Immuntherapie geeignet bin? Ich kenne das selbst oft auch oft. Patienten fragen dann Ich habe davon gelesen oder vielleicht gehört und bin ich denn sozusagen dafür geeignet? Wie kann ich das herausfinden?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:19:07] Also wichtig ist nur mal vielleicht auch zu sagen, dass das Immunsystem noch nicht ganz verstanden ist. Und wenn ich jetzt nur das Immunsystem allgemein simuliere, mit vorsichtigem Joggen, mit gutem Essen, mit netten Gesprächen. In meinem sozialen Umfeld, mit Pflanzen, Stimulanzien. Das sich dieses Immunsystem nur pushe. Aber es bleibt blind gegenüber dem Krebs. Und das ist der Unterschied zu dieser spezifischen Immuntherapie, die tatsächlich es schafft, die Blindheit aufzuheben. Also allgemeine Stimulation ist gut, aber hat nichts mit Krebstherapie zu tun. Und das Wichtigste. Und da hoffe ich, dass unser Podcast dabei hilft, erst mal danach zu fragen und sich auch nicht mit Floskeln zufriedengeben. Checkpoint –  bin ich geeignet für einen Checkpoint Behandlung. Und das meine ich tatsächlich, dass wir Ärztinnen und Ärzte das erklären müssen, wenn es nicht der Fall ist. Bei dieser Automatismus jetzt machen wir mal eine Chemotherapie. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Sondern meine Frage ist, warum keine Immuntherapie? Und da gibt es eben verschiedene Therapiekonzepte als alleiniges Konzept oder in Kombination mit einer Tumorgefäßblockade, letztlich einem sogenannten Thyroxinhemmer, was je nach Tumorbiologie eben verschiedene Zulassung hat. Die Medikamente sind ja ganz spezifisch für bestimmte Situationen zugelassen, das heißt dann hat auch die Krankenkasse das und dann gibt es Situationen, bei denen es eben nicht dafür geeignet ist. Sowie, wenn Sie eine Kopfschmerztablette nehmen. Ja, ist dafür zugelassen. Aber wenn Sie jetzt sagen, ich nehme das jetzt für Darmkrebsvorsorge, wäre das nicht dafür zugelassen, was dafür eben nicht letztlich zertifiziert ist. Und deswegen würde ich Sie bitten, wenn der Tumor aufgeht, wie der aufgetreten ist. Den Arzt und die Ärztin zu fragen: bin ich denn nicht geeignet für eine Immuntherapie mit einem Checkpoint Hemmer? Und dann kommt gleich die zweite Frage haben Sie denn eine Studie für mich?

Dr. med. Robert Armbrust [00:21:37] Sehr schön. Vielen Dank. Und gerade die Studienteilnahme wird von uns Ärzten ja empfohlen. Es gibt generelle Empfehlungen dazu und können Sie da vielleicht noch mal kurz drauf eingehen, warum wir Ärzte das auch als so wichtig sehen, dass Patientinnen mit einer Krebserkrankung in Studien behandelt werden?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:21:58] Das ist notwendig, weil wir wollen ja den Frauen ermöglichen zu wählen. Und wählen könne man nur, wenn man Alternativen hat. Und die Möglichkeit einer Studie ist immer eine sehr, sehr gute Alternative. Das heißt nicht, dass man immer machen muss, aber man sollte es zumindest als Möglichkeit haben. Weil im Rahmen einer Studie hat man die Möglichkeit. Eine Zeitmaschine zu nutzen. Zeitmaschine heißt deswegen das, weil. Durch die Studie versucht man ja, die Zukunft zu gestalten und zu verändern den Standard. So ist zum Beispiel die Immuntherapie aktuell mit den Checkpointhemmern nur für Frauen,bei Wiederauftreten der Erkrankung nach bestimmten Chemotherapien möglich. Und in den Studien wollen wir aber versuchen, dies auch für die Erst-Behandlung und auch bei früheren Tumor-Stadien zu beweisen. Und das ist außerhalb einer Studie nicht möglich und zweitens in der Studie die einzige Chance. Und man ist unter ganz besonderen Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Und natürlich ist das wichtig, dass wir an die einzelne Patientin denken und darauf konzentrieren. Aber wir müssen natürlich auch die Therapie verändern und dass das dem überlebe, Lebensqualität. Und so weiter. So wichtig, dass wir Ihre Erfahrung in den Studien brauchen, weil wir können nicht als Ärzte uns hinstellen und sagen: das wird schon, oder? Das ist meine Erfahrung und wir müssen es beweisen, damit die Patienten sich darauf verlassen können, dass diese Therapie auch wirklich hilft bei. Manchmal ist das eben gar nicht so!

Dr. med. Robert Armbrust [00:23:50] Ja, vielen Dank. Das, denke ich, ist ein ganz, notwendiger Punkt, dass eben Studien dazu dienen, auch die Therapien auch noch zu verbessern, zu verändern und nicht immer nur, wie man das ja auch oft vermutet, neue Medikamente untersucht werden, sondern auch einfach der Einsatz der Medikamente erweitert verbessert wird und somit Patienten auch einfach wirklich einen Zugang zu nicht nur neuen, sondern auch innovativen Therapien haben, die manchmal auch wirklich sehr vielversprechend sind. Deswegen nochmals vielen Dank! Es war wirklich ein großartiger Überblick über dieses nicht einfache Thema und ich freue mich schon auf weitere Folgen dazu, weil wir beide sind fest davon überzeugt, dass das Thema eigentlich gerade erst angefangen hat und wir dann noch viel hoffentlich zu erwarten haben. Vielen Dank.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:24:30] Danke Ihnen.