Nebenwirkungen und Komplikationen während der Chemotherapie

Diese Woche trifft Dr. med. Robert Armbrust auf Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli. Im Gespräch geht es um Nebenwirkungen und Komplikationen während der Chemotherapie.

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Dr. Ambrust [00:00:00] Dieser Podcast wird unterstützt von der Hexal AG. Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, in einer der anderen Folgen unseres Podcasts zum Thema Brustkrebs haben wir gehört, dass die Chemotherapie sich stark verändert hat in den letzten Jahren und insbesondere auch die Nebenwirkungen eine immer weniger große Rolle spielen. Nichtsdestotrotz stellt diese Therapie einen wesentlichen Standpunkt da in der Therapie des Brustkrebs ist und ist für viele Patienten sehr, sehr belastend. Ich habe mir dazu einen Experten eingeladen. Prof. Dr. Jalid Sehouli ist Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für Onkologische Chirurgie an der Charité am Campus Virchow Klinikum und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Systemtherapie, aber auch der operativen Therapie von gynäkologischen Krebserkrankungen. Ich freue mich sehr auf das Gespräch über die Nebenwirkungen und Komplikationen der Chemotherapie und hoffe, dass Sie viele Informationen dazu finden können. Hallo lieber Professor Sehouli, ich freue mich sehr, dass Sie heute da sind und uns zu diesem sehr, sehr wichtigen Thema, was ich eingangs auch erwähnt habe, zur Verfügung stehen als Experte. Wir wollen gleich direkt anfangen. Komplikationen in der Chemotherapie beim Brustkrebs. Wie häufig treten denn heute noch Komplikationen auf?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:01:18] So modern die Medizin ist, so gibt es leider keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Und was ganz wichtig ist, dass nicht immer Nebenwirkungen auftreten müssen. Es ist immer so, wenn man eine Tablette einnimmt und dann auf den Beipackzettel sich die möglichen Symptome und Nebenwirkungen anschaut. Das muss nicht auftreten. Was ganz wichtig ist, dass es aber so sein sollte, dass man achtsam ist. Und zwar sowohl aus der Sicht der Patienten als auch der Angehörigen als auch dem medizinischen Personal. Und deswegen versucht man sehr frühzeitig darauf zu reagieren, und wir unterscheiden im allgemein akute Nebenwirkungen, die unmittelbar auftreten innerhalb der nächsten Minuten, Stunden und Nebenwirkungen, die verzögert auftreten können, am nächsten Tag, übermorgen, über übermorgen und Nebenwirkungen, die teilweise erst viel, viel später, nach Wochen oder nach Monaten oder nach Jahren auftreten können.

Dr. Ambrust [00:02:24] Welches sind die häufigeren? Die, die akut auftreten während der Infusion oder während der Einnahme oder eher die späteren ?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:02:31] im Allgemeinen, eher die frühen, also die akuten Nebenwirkungen. Verzögerte Nebenwirkungen, die nach Jahren auftreten, gibt es, sind aber häufig gar nicht so einfach von den Nebenwirkungen anderer Krebsbehandlung, sei es eine Operation, sei es eine Strahlentherapie, als auch die zurückgelegte Krebstherapie, eine Chemotherapie oder eine Ziga Therapie als Summe auftreten können. Deswegen würde ich erst mal empfehlen, auf die akuten Nebenwirkungen einzugehen.

Dr. Ambrust [00:03:03] Ganz konkret Was sind für Sie die wichtigsten?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:03:06] Das kann damit anfangen, dass wenn ich eine Krebstherapie bekomme im Sinne einer Chemotherapie, die beispielsweise über eine Infusion verabreicht wird, über eine Nadel oder über einen Zugang dem sogenannten Portsystem können erst mal örtliche Nebenwirkungen an der Einstichstelle passieren. Rötung, allergische Reaktionen und Nebenwirkungen können auftreten, die dann auch den gesamten Kreislauf betreffen. Und das sind dann eben Blutdruck, Abfälle oder Herzrasen. Und das sind Nebenwirkungen, die wir versuchen in der Medizin auch so einzuordnen, ob sie leicht oder schwerwiegend sind. Und die meisten Nebenwirkungen sind eher von geringem Ausprägungsgrad. Also lokale Reaktionen an der Einstichstelle, Reaktion des Kreislaufes auf Medikamente, die beispielsweise das Kreislaufsystem so beeinflussen, dass der Blutdruck abfallen kann. Und es gibt Nebenwirkungen, die wir versuchen auch vorzubeugen. Und da geht es beispielsweise darum, dass man Magensäure Blocker vorbeugen geben kann, um diesen Stress und zwar nicht nur psychologisch, sondern auch durch die Medikamente herab begrenzt. Und das Thema Übelkeit ist natürlich auch ein Thema, was viele Frauen gerade auch verunsichert. Und deswegen kann eine leichte Übelkeit selten Erbrechen unmittelbar, aber auch manchmal verzögert auftreten. Das sind so die klassischen unmittelbaren Nebenwirkungen.

Dr. Ambrust [00:05:00] Sie haben es gerade schon angesprochen Übelkeit, Erbrechen als ein Beispiel von Nebenwirkungen von Chemotherapie. Wir Mediziner sprechen oft von sogenannten Supportivtherapien, wenn wir meinen, genau diese Nebenwirkungen zu therapieren oder auch dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst auftreten. Können Sie das noch mal für unsere Zuhörer erklären, was der Mediziner eigentlich unter so einer Art von Supportivtherapie versteht?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:05:23] Es ist immer besser, wenn man einmal alles dafür tut, den Organismus so zu stärken, dass er robuster ist. Ja, und das ist zum Beispiel vielleicht so zu verstehen, dass wenn ich Schmerzen habe und eine Chemotherapie oder eine andere Krebstherapie erhalten werde, dann macht es Sinn, dass ich erst mal die Schmerztherapie optimiere und nicht erst warte, bis die Nebenwirkungen zum Beispiel durch Medikamente auf die Muskel oder Knochen reagieren. Das heißt, ich versuche so viel wie möglich, meine Gesundheit so zu stärken, dass ich robuster bin. Und da möchte ich auch darauf hinweisen, dass die Gesundheit eben über das Körperliche, über das Psychische oder seelische als auch das soziale Wohlbefinden sich definiert. Also alle drei Elemente sollten im Auge behalten werden, um sich robust zu machen vor einer Krebsbehandlung. Supportiv bedeutet unterstützend. Und da gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten, einmal robuster zu werden und aber auch Dinge, die vielleicht auftreten, vorzubeugen. Und ich hatte gerade angedeutet, dass beispielsweise Medikamente, aber auch die Krankheit Situation Stress verursachen kann und der Magen, als einer unserer Lieblings Organe, reagiert und häufig mit einer Überproduktion von Magensäure. Und da wäre beispielsweise die vorbeugende Einnahme von sogenannten Protonen, also Säure Blocker, ein Teil des supportiven Konzeptes, genauso das Thema Übelkeit und Erbrechen. Man muss nicht erst warten, bis Erbrechen oder Übelkeit da ist, aber man kann vorbeugend Medikamente in Tabletten oder Infusionen Form einnehmen, um diese Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. Und die Krebstherapie im Sinne der Chemotherapie, die konzentriert sich ja auf schnell teilende Zellen. Alles was sich schnell teilt ist genau der ideale Angriffspunkt für eine Krebstherapie im Sinne einer Chemotherapie, weil sie eben dann die Zell Proliferation, also das Wachstum vermindert. Da die Chemotherapie aber nicht so spezifisch, dass nicht nur auf Krebszellen reagiert, reagiert sie auf alle Zellsysteme, die sich schnell teilen. Und das ist zum Beispiel der Magen-Darm-Trakt. Deswegen kann dann als Folge einer Chemotherapie Durchfälle auftreten und aber auch das Knochenmark reagiert sehr mit schnell teilenden Zellen. Und da produziert das Knochenmark die weißen Blutkörperchen. Das sind die sogenannten Leukozyten, die Blutplättchen, die sogenannten Thrombozyten und die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten. Bedeutet das, wenn ich eine Chemotherapie gebe, kann alles in dem Knochenmark System so blockiert werden, dass dann eine Blutarmut in diesen drei Ebenen resultiert.

Dr. Ambrust [00:08:34] Also alle Bestandteile im Blut und auch des Immunsystems, die weißen Blutkörperchen, können vermindert sein, richtig?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:08:39] Genau. Aber dieser Effekt ist nicht sofort, nicht noch bei einigen Minuten, sondern man braucht in der Regel einige Tage, fünf bis zwölf Tage, dass das Knochenmark auch darauf reagiert. Es gibt Situationen, wo man dann eben vorbeugend sogenannte Wachstumsfaktoren gibt, und zwar sowohl für die rote Blutteile, die Erythrozyten, die für die Sauerstoffversorgung wichtig sind, als auch für die weißen Blutkörperchen, die Leukozyten. Das würde bedeuten, man kriegt eine Chemotherapie. Würde am Tag nach der Chemotherapie im Allgemeinen dann eine Spritze, eine Injektion bekommen, die dann eben versucht, das Knochenmark so anzuregen, dass dann der Abfall durch die Chemotherapie nicht so dramatisch ist, dass die Frau dann eben ein höheres Risiko für Infektionen hat.

Dr. Ambrust [00:09:35] Das heißt, diese blutbedingten Nebenwirkung kann man eigentlich ganz gut therapieren und auch überwachen. Wenn ich das richtig verstanden habe und gerade auch die Übelkeit und Erbrechen, wo sehr viele Patienten auch einfach verständlicherweise Angst vor haben, kann man mit Medikamenten während der Chemotherapie eigentlich ganz gut verhindern?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:09:51] Also das, was man sonst aus diesen Fernsehsendung kennt, dass man sich die Seele herausbricht, das sollte nicht passieren. Ja, nicht. Ist das ein ernst zu nehmendes Thema wie mit einer Übelkeit, mit einem Erbrechen-Problematik ist die Lebensqualität natürlich eingeschränkt. Deswegen kann ich erst mal als Tipp geben, dass es wichtig ist, dass ich erst mal auch schaue wie ist denn sonst es mit meiner Übelkeit? Wie war es bei einer Schwangerschaft? Die sogenannte Hypermesis. Wie ist denn das, wenn ich Achterbahn fahre oder auf dem Boot bin? Oder weiter? Und zu schauen Wie sensibel bin ich zu diesem Thema? Wie ist das bei der Reisediarrhö? Ich zum Beispiel kann ganz, ganz schlecht hinten sitzen. In einem Auto muss ich immer selber fahren und das hat mehr mit der Übelkeit zu tun, als dass ich da niemanden vertraue. Aber dass man erst mal schaut und auch darauf achtet, was kann ich tun? Und dann kann ich meine Ernährung darauf einstellen. Ich kann versuchen, auch unterstützende Dinge unabhängig von den Medikamenten machen. Das heißt, ich kann versuchen, mit Ingwer zu arbeiten und auch Ruhe in die Umgebung zu bekommen. Aber es ist wichtig, dass meine Ärzte auch verstehen, was ihm mir ganz besonders wichtig ist. Und so mache ich das. Wenn ich irgendwie zum Arzt gehe, was ich nicht so gerne tue, sage ich, dass ich extremen Schmerz sensibel bin. Und ich möchte beim Zahnarzt auch keine Experimente.

Dr. Ambrust [00:11:24] Das gleiche gilt natürlich erst recht unter einer Chemotherapie. Sie haben es gerade ein bisschen angesprochen. Gerade bei Übelkeit und Erbrechen gibt es auch immer viele Mythen. Da gibt es Ernährungs Mythen – Wie soll man sich ernähren? Was kann man tun, was darf man auf keinen Fall? Können Sie da vielleicht so ein paar Dinge einfach mal ausräumen? Insbesondere auch so Sachen wie zuckerarme Ernährung, Fasten? Was hat das wissenschaftlich bewiesen für einen Einfluss?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:11:48] Also grundsätzlich ist auch das Teil der Behandlung, dass man sich überlegt wie was kann ich tun, um auf diesen drei Ebenen der Gesundheit mich zu stabilisieren? Und da ist natürlich die Ernährung von ganz besonderer Bedeutung, weil auch durch die Chemotherapie sich das Riechen verändert, das Schmecken sich verändert und man auch im Rahmen der Krankheitsverarbeitung vielleicht auch gar nicht mehr Lust hat, das eine oder andere selbst zu kochen. Letztendlich sollte man sich aber davor waren, zu glauben, dass sich die Krebs-Diät gibt und dass man das genau einnehmen muss, damit der Krebs nicht auftritt. Grundsätzlich hat Ernährung immer Einfluss auf die Gesundheit und auf das Leben. Aber Essen ist ja mehr als nur über Kalorien sich zu definieren oder zu glauben, dass irgendeine Frucht das Wunder Medikament in sich trägt, sondern grundsätzlich sind die Empfehlungen für Krebspatienten dieselben wie für nicht Krebspatienten. Allgemein essen wir alle zu viel, bewegen uns zu wenig und achten auch nicht genug darauf, dass das schmackhaft ist und dass wir auch in einer Umgebung essen sollten, die uns Freude bringt. Das soziale Miteinander und das Thema Vitamine ist ganz hoch, immer wieder in der Diskussion. Aber grundsätzlich kann ich nur sagen Die Nahrung aus der Natur ist das A und O. Und was man auch nicht vergessen darf Ja, Ernährung kann durchaus ein Grund für erhöhte Krebserkrankungen sein. Aber dieser Effekt ist nicht über Minuten, über Tage oder sind über Jahrzehnte. Und das bedeutet, dass man in seiner Ernährung durchaus kritisch sein kann, was ich esse, mit wem ich esse und mir dann auch Gedanken machen kann, was kann meinem Herzen, meiner Gefäßen und meiner Seele gut tun. Und deswegen einseitige Diäten sollten nicht durchgeführt werden. Rote Bete ist nett, aber es macht keinen Sinn, 50 kg Rote Bete jeden Tag zu essen. Und natürlich macht das Sinn, dass man eben weniger Fleisch isst und auch weniger Zucker. Aber das heißt nicht, dass man eine selbstgemachte oder schöne Praline sich nicht gönnen darf. Man muss dann einfach nur wieder ein bisschen mehr laufen. Aber den Tumor auszuhungern ist ein Mythos, selbst er nicht ist. Manche Menschen können leider nicht essen durch irgendwelche Veränderungen in der Speiseröhre etc.. Würde der Krebs sich die Energie holen und deswegen sind einseitige Diäten nicht zu akzeptieren und versuchen Sie sich selbst auch davon zu befreien, dass Sie etwas machen müssen. Aber experimentieren Sie ruhig und bringen Sie in Ihr Leben auch in der Ernährung einen Rhythmus.

Dr. Ambrust [00:14:49] Ich denke, dass es eine ganz, ganz wichtige Botschaft ist. Zum einen, dass Dinge, die außerhalb von Krebserkrankungen einem gut tun, selbstverständlich auch während dieser Erkrankung so sind, und dass alle Extremform von Ernährung oder auch Lebensformen nicht unbedingt besser während so einer Therapie sind und man sich von solchen Extremform auch auch fernhalten sollte und letztendlich das Empfinden und das Gefühl auch dabei stimmen muss. Mit wem essen Sie am liebsten zusammen, weil Sie das so schön betont haben?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:15:15] Mit meiner Frau, die ich sehr einmal am Abend und esse nie dazwischen. Und da komme ich den Neandertalern sehr nahe. Die sind in der Regel 33 Kilometer am Tag gelaufen, haben einmal gegessen und ich esse am liebsten mit meiner Frau und meinen Kindern und habe eben das Glück, dass von Montag bis Freitag mein Schwiegervater für uns kocht und Samstag und Sonntag ich das übernehme. Und deswegen ich großartig mich selbst entschleunigen, auch beim Essen und trotzdem darauf achte, dass Kurkuma das Ingver, dass Knoblauch dabei ist und zwar weniger, weil es so gesund ist. Und es ist gesund, sondern weil es mir unheimlich viel schmeckt. Und deswegen ist das das A und O. Unabhängig davon, dass es wahrscheinlich wirklich Kräuter und Nahrungsmittel gibt, die einfach für den Menschen besser geeignet sind als das Schwarze Zucker Getränk.

Dr. Ambrust [00:16:19] Vielen Dank für den privaten Einblick. Gehen wir einen Schritt weiter. Angenommen, es kommt tatsächlich dazu, dass eine Patientin zu Hause ist. Die meisten Therapien sind ja ambulant und es tritt dann doch etwas auf. Übelkeit, Erbrechen, starke Schmerzen oder andere Symptome, die vielleicht auch eine Patientin gar nicht einordnen kann. Was ist denn der Punkt, wo Sie sagen Jetzt muss ich zu meinem behandelnden Onkologen, jetzt muss ich ins Krankenhaus gehen. Das ist ja manchmal gar nicht so leicht für Patienten einzuschätzen. Was ist normal? Sie sagten am Anfang keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Was ist also etwas, was ich zu Hause managen kann? Und wann muss ich wirklich in die Klinik gehen?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:16:56] Ich denke, dass man erst mal sensibilisiert sein sollte, dass selbst Nebenwirkungen mit der Therapie in Zusammenhang sein können. Auch wenn ich das gar nicht denke und mir das ganz anders erkläre, weil die Krebstherapien, wenn heute mehr und mehr auch zielgerichteter, aber auch komplizierter. Und deswegen kann beispielsweise auch bei den modernen neuen Therapien eine Schilddrüsenunterfunktion auftreten, die vor Jahren einer Immuntherapie zurückzuführen ist. Und deswegen kann ich erst mal nur sagen Immer das, was nicht wieder weggeht, immer das, was mich in meinem Lebendigkeit sein beeinflusst, mich hemmt, wenn ich Durchfälle habe, die nicht mehr aufhören. Ist das eine Gefahr, weil. Durch die Flüssigkeit und Salzverluste ich durchaus in eine bedrohliche Situation kommen kann, wenn mein verhalten Wasser zu lassen oder den Stuhlgang sich so dramatisch verändert, dass es nicht mehr weggeht oder schlimmer wird, wenn Schmerzen trotz leichter Schmerztherapie nicht weggehen, sondern schlimmer werden. Spätestens dann sollten Sie Ihre Ärzte aufsuchen, wenn Sie Fieber haben, was über 39 Grad ist. Wenn Sie Kreislauf Schwierigkeiten haben stehen zu bleiben oder sich im so mühen, dass Sie kaum aus dem Bett kommen. Spätestens dann sollten Sie mit Ihren Ärzten sprechen und lieber einmal mehr als einmal zu wenig. Und noch mal das häufigste kann man sehr, sehr gut behandeln und sich dann die Gedanken machen Was kann ich tun, damit es nicht schlimmer wird? Wenn ich am Anfang der Behandlung bin und derartige Nebenwirkungen auftreten, gefährde ich ja den Fortgang der Behandlung. Und da ist es genau die Frage Was kann ich vorbeugend tun? Kann ich was für die Wachstumsfaktoren machen? Kann ich die Übelkeit Therapie, die in verschiedenen Pyramiden veränderbar ist, verändern? Muss ich die Dosis verändern oder muss ich das Therapie Konzept komplett umstellen? Das sind Fragen, die ich nur dann wirklich initialisiert begehen kann, wenn ich weiß, dass es der Patientin schlecht ging. Und deswegen ist es so wichtig. Und ich merke das auch wenn man da spricht, dass Patienten auch manchmal nicht sich trauen, das zu sagen oder denken, das gehört dazu. Es muss gar nichts dazugehören, trauen sich bitte, sich da zu artikulieren und notfalls schreiben sie Tagebuch. Und die Angehörigen, die suchen ja auch immer nach Aufgaben, sonst beauftragen sie die, die das hier aufschreiben, um das mit ihren Ärzten nachher dann zu besprechen.

Dr. Ambrust [00:19:53] Das finde ich auch einen ganz wichtigen Punkt, Dinge wirklich aktiv anzusprechen, weil auch wir Ärzte denken manchmal einfach nicht an diese Dinge. Und für uns, was für uns manchmal Alltag ist, kann für die einzelne Patientin eine ganz besondere Situation sein. Wir haben jetzt relativ viel über die klassischen Chemotherapeutika gesprochen. Wir wissen aber alle, dass die Medizin sich weiterentwickelt hat. Immunologische, wirksame Medikamente sind dazugekommen und sogenannte zielgerichtete Substanzen. Haben diese neueren Medikamente – nenne ich sie jetzt einfach mal – aus Ihrer Sicht ein anderes Nebenwirkungsspektrum oder muss man sich da als Patientin auf das Gleiche einstellen?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:20:30] Ja, also die Medikamente werden immer zielgerichteter. Bedeutet aber auch, dass die Nebenwirkungen immer komplizierter werden. Und ich hatte das vorhin schon angedeutet, dass zum Beispiel Organe plötzlich Nebenwirkungen aufweisen können, die man vorher gar nicht bei den klassischen Chemotherapien besprochen hatte. Also die Schilddrüsen Über- oder Unterfunktion.

Dr. Ambrust [00:20:54] Das ist auch Entzündungen in der Lunge.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:20:56] Genau, oder Veränderung im Gehirn oder in der Haut. Und deswegen ist es sehr, sehr wichtig, dass man auch immer daran denkt, dass eben der Stoffwechsel darauf reagiert kann. Und zwar nicht auch unmittelbar. Es gibt bei den Immuntherapie beispielsweise Nebenwirkungen, die bis zu zwei Jahre erst danach, wo schon lange die Medikamente abgesetzt worden sind, auftreten können. Und das hat häufig etwas mit dem Hormonhaushalt zu tun. Und deswegen ist das so wichtig, dass auch die Hausarzt und die praktischen Ärzte und die anderen Hausärzte darüber sich im Klaren sind, dass das immer sein kann. Unabhängig davon gibt es Nebenwirkungen, die eben auch als Summe sich zeigen können und in so genanntes Fartigue Syndrom münden können. Fartigue ist eine Überschrift für ein Sammelsurium an Symptomen, die von Schlaflosigkeit, Erschöpfbarkeit über mangelnde Interesse an Aktivität und Sexualität zeigen kann, die manchmal mit Blutveränderungen zusammen auftreten können, wie eine Blutarmut, aber häufig nicht. Und das ist relativ häufig, gerade dann, wenn die Therapie lange läuft, wenn die Therapie erfolgreich ist. Aber die Therapie Müdigkeit im wahrsten Sinne des Wortes kann ein großes Thema sein und das wird auch häufig nicht erkannt und auch nicht begangen. Und da ist es ganz wichtig, dass man das ernst nimmt, das Labor technisch noch mal untersucht, aber durchaus auch mal versucht über leichte Bewegungsprogramme, über teilweise Vitamin Therapien und so weiter sich diesem Thema zu nähern, um die Lebensqualität dann wieder zu verbessern.

Dr. Ambrust [00:22:52] Was empfehlen Sie Patienten, wo Sie sich informieren können über diese von Ihnen auch angesprochenen, nicht unbedingt immer unmittelbaren Folgen einer Therapie, die auch Jahre später auftreten können?

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:23:02] Ja, das ist nicht so ganz einfach, weil wir haben ja eigentlich eine Massenflut an Informationen, die verfügbar sind. Und es gibt mehr und mehr auch eine Müdigkeit und auch ein Dilemma. Woher weiß ich, welche Information am besten ist? Wir haben das mal untersucht in der Charité und die Patienten haben aus ihrer Sicht immer wieder gesagt, dass die wichtigste Informationsquelle doch die Ärzte sind, trotz der Verfügbarkeit von Internet etc.. Ich würde immer versuchen das die Ärzte direkt zu fragen. Und Aufklärung bedeutet nicht nur etwas zu unterschreiben, sondern tatsächlich auch mal nachzuarbeiten. Ich denke, dass unser Podcast ein großartiges Instrument ist. Ich denke, dass man auch nicht das Internet verteufeln sollte, aber immer schauen sollte, dass man auch weiß, über welche Quelle die Deutsche Krebsgesellschaft die Deutsche Krebshilfe hat bei sehr gute Informationsdaten und was auch hilft natürlich die Erfahrung von Menschen, die schon Erfahrung haben. Und das können Selbsthilfegruppen natürlich sehr, sehr gut sein. Und es gibt auch mehr und mehr Apps, die eben versuchen, die Patientin gerade auf diesem Gebiet der Nebenwirkungen supportiv Geschichten auch zu unterstützen. Auch das unterstützen wir als Ärzte sehr. Und gehen Sie aber immer wieder zurück und versuchen Sie sich auch eine zweite Meinung im Internet sich anzugucken, ob die auch genau dasselbe Ergebnis haben. Und am Ende des Tages ist es aber das Vertrauen, was Sie mit Ihren Ärzten teilen sollten. Und wenn es da das Gefühl existiert, dass Sie nicht genug Information und Aufklärung bekommen, dann sagen Sie es den Ärzten. Weil wir häufig vergessen, was wirklich wichtig ist. Und manchmal auch Dinge vorwegnehmen, die noch gar nicht da sind. Was bedeutet das eben, wenn ich eben die Übelkeit habe und ich die Tablette eingenommen habe und die nicht wirkt, war es das? Muss ich mich damit abfinden? Oder gibt es noch eine Möglichkeit, andere Medikamente einzusetzen? Und was kann ich sonst so tun? Und deswegen unterstütze ich auch wie gesagt dieses großartige Krebs Podcast Format.

Dr. Ambrust [00:25:22] Vielen Dank für diese sehr informativen Worte und auch für die aufmunternden Worte an die Patienten, sich selbst tatsächlich zu stärken und auch Dinge direkt anzusprechen. Weitere Informationen finden Sie wie immer in unseren Shownotes. Dieser Podcast wird unterstützt durch die Hexal AG mit Sitz in der Industriestr. 25 in 83607 Holzkirchen Die Hexal AG ist jedoch nicht für den Inhalt des Vortrags verantwortlich. Thema und Inhalt obliegen der wissenschaftlichen Freiheit der Referenten.