Vorbereitung vor der Krebstherapie

Gebärmutterkörperkrebs kann einen sehr beunruhigenden und verwirrenden Zeitpunkt darstellen. Viele Patientinnen haben viele Fragen und wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Patientinnen fragen sich oft, was sie selbst machen können, um die Behandlung zu unterstützen. Wie findet man eigentlich das richtige Zentrum? Wo finde ich Informationen über Studien zum Gebärmutterkörperkrebs? In dieser Podcastfolge möchten wir einige Tipps und Hinweise geben, worauf Sie vor und während einer Krebstherapie achten sollten. Dazu gehört zum Beispiel, sich über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und herauszufinden, welche für Sie die Beste ist. Sie sollten auch einen Ernährungsplan erstellen, um sicherzustellen, dass Sie während der Behandlung ausreichend Nährstoffe zu sich nehmen. Alle Disziplinen in den Behandlungsplan einbeziehen.

 

Studien Portal: www.studienportal-gyn.de

Referenten:

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli (Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie (CVK) und Klinik für Gynäkologie (CBF), Charité Berlin)

Dr. med. Robert Armbrust (Oberarzt, Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie, Charité Berlin)

 

Erfahren Sie in dieser von vier Folgen alles über die Vorbereitung auf die Therapie des Gebärmutterkörperkrebses. Erste Folge zu der Serie Endometrium Karzinom (Gebärmutterkrebs): Folge 13

Diese Folge des Krebspodcast wird unterstützt durch GlaxoSmithKline (GSK). GSK ist jedoch nicht für den Inhalt des Vortrags verantwortlich. Thema und Inhalt obliegen der wissenschaftlichen Freiheit der Referenten.

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Dr. med. Robert Armbrust [00:00:00] Diese Folge des Krebspodcast wird unterstützt durch GlaxoSmithKline. Dies ist jedoch nicht für den Inhalt des Vortrags verantwortlich. Themen und Inhalt obliegen der wissenschaftlichen Freiheit der Referenten. Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, liebe interessierte Patientinnen, Patienten und Angehörige! Wir haben heute eine weitere Folge mit Professor Sehouli als Gast. Vielen, vielen Dank, dass Sie immer so treu in unserem Krebs Podcast als Experte da sind. Und wir haben heute noch mal ein Thema zum Gebärmutter Körper Krebs. Ich darf vielleicht an dieser Stelle erwähnt, dass Ihre Mutter auch an dieser Erkrankung litt, sodass ich da auch noch mal einen ganz anderen Bezug aus der sozusagen angehörigen Perspektive haben. Und die Frage: Was kann ich vor einer Krebstherapie selbst tun? Als Patientin, aber auch als Angehörige und vor allem worauf muss ich achten? Das ist heute unser Thema. Und ich kann auch erzählen, dass ich heute eine Situation hatte, wo mich ein Angehörige einer Patientin ansprach zu einer anderen Krebserkrankung, als ich ihm unseren Therapievorschlag übermittelte. Und er fragte mich Na ja, ich glaube Ihnen das, aber kann ich das vielleicht irgendwo selbst nachlesen? Also wirklich, die Frage wo kann ich denn selbst als Patientin, aber auch als Angehöriger erfahren, wo erhalte ich die beste Therapie und wo kann ich mich selbst informieren? Damit würde ich gerne einsteigen, mit der Frage: Wie findet man eigentlich das richtige Zentrum? Was bedeutet das eigentlich und wie können Patientinnen sich optimal informieren?

 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:01:34] Ja, das ist glaube ich wirklich ein Grundproblem in einer Situation, in der man ja gelähmt ist. Wo alle negativen Gedanken durch den Kopf gehen oder auch das Umfeld, die Partnerin, der Partner und so weiter fast kopflos werden und man sich plötzlich mit einer Erkrankung beschäftigen soll. Wo man denkt, die kann es ja gar nicht geben. Und da kann ich nur eins sagen. Erst mal versuchen, sich zu orientieren. Orientieren meine ich hiermit, dass man versucht, sich mit den Ärzten ganz kritisch auseinanderzusetzen, indem man sich das erklären lässt. Die Schritte und auch die Möglichkeit einer Zweitmeinung in Anspruch nehmen kann. Da hilft manchmal schon allein die Frage, weil das ist eine Haltungsfrage, dass man sagt Okay, ich mache das nicht nur, wenn ich mir ein neues Auto kaufen möchte. Sondern es geht um mein Leben. Es geht um meine Partnerin und meine Frau. Und so weiter, dass man das auch akzeptiert. Und dass man schaut. Nicht nur Was kann ich operieren, sondern wie ist das Gesamtkonzept? Welche Diagnostik, welche Therapie, welche Nachsorge? Was mache ich, wenn es. Ein Problem gibt. Und da ist es erst mal hilfreich, sich an einen Gynäkologen als Krebs-Zentrum zu wenden, die im Rahmen unserer ganzen Zertifizierung auch schon gezeigt hat, dass ich mit dem gynäkologischen onkologischen Thema auseinandergesetzt haben. Das sind die, das hat was mit Diagnostik zu tun, es hat was mit der Therapie, der Studien, Teilnahme, Möglichkeit und sogenannten Qualitätsmedien zu tun. Das ist vorerst schon mal eine gute Orientierung. Und ich kann Ihnen sagen, so schnell man gerne möchte, dass etwas passiert, die Zeit hat man, sich zu beraten. Die Möglichkeiten der Materialien sind leider bei Gebärmutterkörperkrebs sehr limitiert und wir sind gerade dabei, über die Deutsche Stiftung Eierstockkrebs die erste Broschüre zu erstellen. Und wir haben ja auch vor Kurzem die zweite Stimme für Frauen mit Gebärmutterkörperkrebs veröffentlicht. Das ist, denke ich, die erste Zeitschrift weltweit, sogar zu diesem Thema, weil das eben lange nicht im Fokus der Gesellschaft war und wir bedauerlicherweise nicht die Möglichkeit zu haben, wie es war beim Brustkrebs oder auch jetzt inzwischen bei Eierstockkrebs ist, wo man auch sich mit Selbsthilfe Gruppen Initiativen auseinandersetzen kann, die auch schon mal so ein Tipp geben können. Aber ich denke das mit dem gynäkologischen Krebs-Zentrum und dass man eben diese Fragen der Therapieoptionen sehr früh fragt. Und da ist ein guter Hinweis, dass Zentren, die an klinischen Studien teilnehmen, eigentlich immer die besseren sind. Weil das eine Haltung ist und weil die ja auch kontrolliert werden, und zwar sowohl behördlich als auch von den verschiedenen Institutionen. Das heißt, da muss schon eine gute Struktur sein. Und deswegen ist das so wichtig, dass Sie sich wirklich informieren. Und da bin ich auch sehr glücklich, dass wir das erste Gebärmutterkörperkrebs Zentrum Deutschland jetzt auch aktuell sind. Aber viele andere Zentren haben da auch sehr, sehr viel Erfahrung und arbeiten wunderbar auch in den anderen Disziplinen sehr eng zusammen.

 

Dr. med. Robert Armbrust [00:05:37] Sie haben bedeutungsvollen Punkt angesprochen. Es ist eben nicht häufig nur das Zentrum als solches, sondern auch die Infrastruktur, die so ein bisschen dahinter steckt. Studien sind da ein wichtiges Thema. Alle Ärztinnen und Ärzte wissen eigentlich, dass wenn man solche Studien in gewissen Qualität und Anzahl durchgeführt hat und durchführt, dass da einfach ein bisschen mehr dann auch dahinter steckt. Wie kann ich denn als Patientin so etwas finden? Und Zentrum, was zum Beispiel auch solche Studien anbietet.

 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:06:07] Auch das ist leider eine Dschungel-Jagd. Aber wir haben versucht, über das Portal der Stiftung Eierstockkrebs, also bei Gebärmutterkörperkrebs eine Übersicht zu machen, der Studien, die sowohl von den Fachgesellschaften der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie, Abkürzung AGO, und der Nord ostdeutschen Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie NOGGO angeboten werden, und auch wo wir Umfragen haben zur Lebensqualität der Patienten Erwartung und da ist das eine sehr, sehr gute Adresse, sich da zu informieren und sonst auch die Zentren direkt fragen. Viele von den gynäkologischen Krebszentren haben auch ihren Webseiten auch die Studie hinterlegt und da muss man immer nur schauen, ob die alle noch aktuell sind und ob die Studie noch offen ist.

 

Dr. med. Robert Armbrust [00:07:01] Noch mal zusammenfassend, Die Seite heißt www.studienportal-gyn.de. Das ist also was? Mehrere Krebserkrankungen, dass diese Information gibt es natürlich dann auch noch in unseren Shownotes. Aber hier noch mal zusammengefasst. Jetzt ist unser Thema wie gesagt, was kann ich selber tun? Wir haben viel über Therapien gesprochen. Es gibt eine ganze Reihe von therapeutischen Optionen Operation, Bestrahlung, Immuntherapie. Sie haben es angesprochen. Was kann ich, wie gesagt, jetzt selber als Patientin tun, wenn ich ganz allgemein vor so einer Therapie stehe, sei es jetzt, wenn der Krebs als Erstes diagnostiziert wird oder auch, wenn er wiederkommt.

 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:07:39] Also der erste Schritt wäre eben diese Information und dass man eben versucht alle Befunde, die für eine Therapie-Entscheidung hilfreich sind zu sammeln. Und da geht es zu einem über die Operationsberichte, die Gewebe Analysen und hier insbesondere auch die sogenannte molekulare Charakterisierung. Da geht es also nicht nur um das Bild durch das Mikroskop, sondern da schaut man in die Erbinformation, da schaut man nach. Der Tumor zum Beispiel vererbt sein kann oder in sich sogenannte Instabilitäten in der DNA Reparatur hat und ob der Tumor Hormon sensibel ist. Also man benötigt das pathologische Gewebe Gutachten inklusive der molekularen Charakterisierung und der. Sogenannten Immunhistochemie. Das sind leider die Fachbegriffe, die sich nicht so leicht übersetzen lassen können. Was auch nochmal ganz wichtig ist, dass man schaut, welche anderen Krankheiten habe ich, die mich belasten. Das kann die Zuckerkrankheit sein, das kann die Herzerkrankung sein, das kann der Bluthochdruck sein. Und dass man dort erst mal alle Medikamente, die ich einnehme, mitbringe. Offiziell und inoffiziell. Und auch schaue, ob ich irgendwelche medizinische Befunde meiner letzten Arztbesuche bezüglich dieser anderen Krankheiten auf unbekannte Weise habe. Weil es geht ja um die ganzheitliche Betrachtung. Da geht es zum Beispiel darum, ob eine Herzschwäche vorliegt, die ein Problem sein könnte bei einer Bauchspiegelung, Operation. Oder geht es um eine Zuckerkrankheit? Da könnte der Zucker entgleist sein und man müsste ihn neu einstellen, weil die ganzen neuen Therapien, ob das eine Immuntherapie ist, mit diesem Checkpoint Hemmer, der eben versucht, die Schnittstelle von Immunsystem und Krebszelle so zu beeinflussen, dass das Immunsystem des eine den Krebs erkennt und ihn selbst bekämpfen kann. Macht beispielsweise Stoffwechsel Veränderungen, zum Beispiel eben eine Zuckererkrankung oder kann Bluthochdruck Veränderung verursachen? Und deswegen ist es wichtig, dass man also alle neben Erkrankungen, die tatsächlich manchmal sehr große Hauptrollen in der Bewertung der Lebensqualität haben, so optimal wie möglich behandelt. Und das auch koordiniert. Das fällt schwer. Und Sie hatten ja bei meiner Mutter erzählt, und ich formuliere das mal so als pharmakologisch. Das Erbe hatte meine Mutter in den letzten 30 oder 40 Jahren fast 30 Tabletten von unterschiedlichen Ärzten, die in der Regel nie sich getroffen oder unterhalten haben und keiner wusste mehr, welches Medikament von wem ist und ob es überhaupt noch notwendig ist. Das heißt, man kann versuchen, das zu ordnen und zu säubern. Drug-Clearing würde ich das mal nennen. Und das können Sie tun. Dass Sie also alle Informationen bitte sammeln und mitbringen und auch die anderen Krankheiten, die sie haben nicht verschweigen oder nicht ernst nehmen, die Symptome. Weil es geht hier um eine Langzeittherapie, es geht um Heilung und es geht um die Ganzheitlichkeit. Deswegen sind wir ja Frauenärztin und Frauenärzte wollen jetzt nicht nur uns über Gebärmutter unterhalten und die Verträglichkeit der Therapien, ob das eine Operation ist, eine Chemotherapie ist oder Immuntherapie ist, die benötigt auch Kraft. Und deswegen möchte ich auch darauf hinweisen, dass wenn jemand eine Krebserkrankung hat. Kostet die Kraft. Kostet Kraft. Und weiß beispielsweise, dass Frauen, die nur eine ganz kleine Operation haben. Bis zu vier Wochen danach. Fast 70 % der Frauen noch etwas weniger Kraft haben als vorher, und zwar etwa 15 % ihrer Muskelkraft verloren haben. Und deswegen empfehlen wir vor jeglicher Behandlung. Dass man sich darauf einstellt. Psychologisch. Durch Information und Aufklärung, aber auch körperlich sich darauf vorbereitet wie zu einem Wettkampf. Und über Kraftübung. Und da ist ganz wichtig die Lungenatmung, aber auch die Beinatmung. Die Kniebeugen kommt ja nicht von irgendwoher, sondern das sind ganz starke Muskeln, die uns dabei helfen, nicht nur aus dem Bett zu kommen, sondern auch Kraft und Stabilität zu erhalten. Und dass man eben die zwischen Muskeln trainiert, weil wir alle flach Atmung sind. Und wenn man übergewichtig ist oder operiert worden ist, hat man höhere Risiken für Thrombosen und Lungenembolie. Und deswegen ist es wichtig, die Beweglichkeit und die Kompensation, also dass man das übersteht, alles sehr frühzeitig trainiert. Das nennt man mit Pre Rehabilitation, ich würde es anders nennen, bei Gebärmutterkörperkrebs. Da würde ich eher das Wort Priming nutzen. Priming kommt eigentlich aus der Geburtsmedizin, wo wir etwas vorbereiten, in dem Fall für die Gebärmutterhals Region für eine Geburt beispielsweise oder einen Eingriff an der Gebärmutter, um die Gebärmutterhals wieder etwas weicher zu machen. Über Priming meine ich, dass man eben die Nierenerkrankung so optimal wie gut behandelt. Den Bluthochdruck endlich mal richtig einstellen, zum Beispiel die Zucker besser einstellt und dass man die Kraft oder das Krafttraining startet, das muss immer nicht wie gesagt gleich Gewichtheben sein. Das kann auch mal eine kleine Wasserflasche sein oder ein Band, wo man die Körperkraft nutzt und dass man eben sich mit der Erkrankung beschäftigt. Und die Zeit hat man, und das empfehle ich gerade dann, wenn es um Immuntherapie geht, damit wir eben diese Langzeittherapie auch wirklich lange machen können und wir nicht wie Nebenwirkungen die Therapie abbrechen müssen.

 

Dr. med. Robert Armbrust [00:14:11] Ganz genau, das finde ich auch wirklich einen wichtigen Unterschied. Deswegen finde ich Priming ein gutes Wort, weil wir im Gegensatz zum Ovialkarzinom doch Patienten haben, die wir nicht so ausgedehnt operieren müssen und jede Herausforderung einfach andere sind. Eben durch die bekannten Risikofaktoren wie den Diabetes, wie den Bluthochdruck und auch die Adipositas, so dass wir eigentlich versuchen, ein optimales Setting zu schaffen. Und da können Sie als Patientin sehr, sehr viel dazu beitragen, weil ein Besuch beim Hausarzt und zu schauen, ob der Blutdruck wirklich gut eingestellt ist, ist eigentlich eine einfache Sache. Und die anderen Dinge, die Sie angesprochen haben, auch. Zuletzt haben Sie auch von Nebenwirkungen der Therapie gesprochen, und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Gerade bei Krebserkrankungen mit einer guten Prognose, wo wir von Heilung sprechen, da möchten wir natürlich, dass unsere Therapien zwar die Krebserkrankung so effektiv wie möglich behandeln, aber eben auch so wenig wie möglich Langzeitfolgen mit sich bringen. Was können Sie hier unseren Patientinnen und Patienten mit auf den Weg geben, was an Langzeitfolgen übrig bleiben kann und was man auch hier tun kann als Patientin?

 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:15:17] Also wichtig ist erst mal, dass wir Heilung als Ziel haben. Und wenn Heilung nicht möglich ist, dann das lange Leben. Und das ist auch bei Gebärmutterkörperkrebs möglich. Und auch gerade mit den neuen Immuntherapie haben wir die Chance auf Langzeit Überleben deutlich verbessert. Und das dritte ist, das natürlich Situation auch gibt, wo es um reine Palliativmedizin geht. Palliativ bedeutet, dass ein Symptom wie Luftnot und wir wissen, dass wir die Frau nicht mehr heilen können, aber können die Luftnot verbessern, über Medikamente, über Krebstherapien. Und so weiter. Das ist so die Einteilung. Wobei es natürlich wie immer im Leben Grauzonen, Übergänge gibt. Das Allerwichtigste ist. Ich sehe Frauen sehr häufig in der Nachsorge und den meistens geht es wirklich gut. Ja. Und dann gibt es Frauen, die haben eben zusätzliche Probleme. Einmal wegen den anderen Erkrankungen, weil die Hüft Arthrose ein Problem macht oder die Knie Arthrose oder bei ihm das Herz aufgrund des Bluthochdruck es eben jetzt eine Herzschwäche schwächer hat oder man eben einen Herzinfarkt zum Beispiel hatte. Und dann gibt es Patienten, die eben Schwierigkeiten haben, die Lymphe abzutransportieren, weil die Lymphknoten operiert worden sind oder bestrahlt worden sind. Und man hat Lymphe, und man weiß, dass Frauen, die an den Lymphknoten operiert worden sind oder bestrahlt worden sind, häufig eben diese Lymphödehme haben, die aber häufig nicht erkannt werden. Das ist anders als beim Brustkrebs, wo, wenn der Arm dick wird, man sehr schnell zum Arzt geht. Aber bei Gebärmutterkörperkrebs sehen wir immer wieder, dass Frauen mit Lymphödem nicht gut diagnostiziert und versorgt werden. Und da gibt es auch mehr als nur eine Lymphdrainage, sondern es gibt Sanitätshaus getigerte Verbände oder Strümpfe und es gibt intensive Übungen und es gibt sogar für die eine oder andere operative Behandlungsmöglichkeiten. Also ist ein Thema, das man ernst nehmen sollte. Und dann gibt es Frauen, die haben systemische Probleme noch von den Therapien. Das sind im Stoffwechsel Veränderungen, die entweder sowieso aufgetreten werden oder eben ausgelöst sind durch die Krebstherapie. Und da wissen wir eben, dass eben der Bluthochdruck, die Zucker Stoffwechsel Veränderung oder aber auch Schilddrüsen Veränderungen die Folge von Therapien sein können. Und deswegen sollte auch in der Nachsorge diese Stoffwechsel Organe geprüft werden. Bei der Schilddrüse. Ganz einfach, da macht man das TSH. Das ist ein Protein, was eben bei Mangel sehr hoch ist und das kann man sehr einfach im Blut testen. Und zweitens bei den Zucker Untersuchungen, da kann man ganz einfach ein Protein sich anschauen und da sieht man wie einigermaßen einigermaßen die stoffwechsel lage der letzten 4 bis 6 wochen war. Und man sollte natürlich auch den Urin ab und zu untersuchen, um zu schauen, ob die Niere in ihrer Funktion eingeschränkt ist. Nicht nur im Blut, sondern zum Beispiel auch im Eiweiß. Man sieht dann, im Urin macht man sonst nix. Und dann sieht man plötzlich, dass da sehr viel Eiweiß ist und der Bluthochdruck auch. Das ist wichtig, dass man den ernst nimmt, das ist immer noch die häufigste Todesursache ist über den Bluthochdruck, direkt oder indirekt. Und deswegen ist das so wichtig, dass man den ernst nimmt und auch regelmäßig untersucht und den ja auch dann sehr frühzeitig behandelt. Dann gibt es Nebenwirkungen, die eben durch die Vorbehandlung über die Strahlentherapie sein können. Das können Durchfälle sein, das kann Verwachsungen sein, das kann auch durch die Operation mit bedingt sein. Und wir sehen auch immer wieder, dass Frauen durch den Hormon Entzug oder durch die Bestrahlung Veränderung ihres Sexualverhalten oder aber auch der Scheidenverhältnisse berichten. Das ist ein Thema, was sehr tabuisiert ist, was Ärztinnen und Ärzte nicht gerne ansprechen. Patienten auch nicht. Aber das ist ein wichtiges Thema, weil auch dort gibt es Möglichkeiten von Gleitcreme. Es gibt Tumoren, da kann man durchaus Hormone geben, auch beim Gebärmutterkörperkrebs, je nach Gewebetyp. Und wenn da keine Rezeptoren nachweisbar sind. Und es gibt auch manchmal andere Gründe der Beschwerde, Symptomatik, Narben, Verklebung, die man dann teilweise auch operativ oder manuell lösen kann. Das sind so Themen, die häufig Frauen berichten. Und dann gibt es Frauen, die auch von einem Chemo Brain sprechen, so dass sie sagen, dass ihr Kurzzeitgedächtnis durch die Chemotherapie verändert ist. Und da gibt es auch mehr und mehr auch belastbare Untersuchungen, die auch zeigen, dass gerade dann, wenn zum Beispiel eben Medikamente eingesetzt worden sind, dieses Kurzzeitgedächtnis beeinflusst wird und das Chemo Brain wirklich nicht Einbildung ist, sondern durchaus Thema sein können. Also es gibt eine Vielzahl von Nebenwirkungen und es gibt auch ganz selten, aber es gibt es, dass eben durch die Krebstherapie, wie beispielsweise die Chemotherapie und Bestrahlung, eine andere Krebserkrankung ausgelöst wird, ein Zweitmalignom. Und deswegen ist das so wichtig, dass wir da auch die Frauen intensiv vorsorgen, Stichwort Darmkrebs und Krebsvorsorge. Aber auch gerade dann, wenn die Frau bestrahlt worden ist. Und das kann dann teilweise 15, 20 Jahre später erst passieren. Und deswegen sind die Nebenwirkungen und Komplikationen ernst zu nehmen. Und ich würde Sie bitten, dass auch wenn Sie Nebenwirkungen oder Nachwirkungen erleben, die Sie nicht einordnen können oder die Sie auch vielleicht gar nicht mit der Krebstherapie überhaupt in Zusammenhang bringen. Durchaus bitte nennen und benennen und den Arzt und die Ärztinnen auch darum bitten, wenn sie eine Nebenwirkung haben, wie die Taubheit, die Neuropathie durch die Therapie, durch die Chemotherapie. Auch fragen, ob es nach drei Jahren. Endlich mal weggeht. Dann kann ich jetzt schon sagen wahrscheinlich nicht, weil innerhalb der ersten zwei Jahre geht die Neurophatie häufig weg. Aber wenn sie nach zwei Jahren immer noch da ist, bleibt es meistens. Aber das ist ganz wichtig, dass wir auch verstehen, welche Nebenwirkungen sich wie verändern. Und beispielsweise dem Thema Polyneuropathie durch die Chemotherapie, was sehr belastend sein kann. Das kann so wie so ein Gefühl der Watte in den Füßen und in den Händen sein. Kann natürlich dann durch den Zucker Stoffwechsel natürlich noch zusätzlich verschlechtert werden. Und so weiter.

 

Dr. med. Robert Armbrust [00:22:32] Vielen Dank. Sie haben mir am Anfang sehr viel über Bewegung und Sport und auch Atem Training gesprochen. Ein anderes großes Thema ist immer die Ernährung. Sie selber haben ja gerade ein Kochbuch geschrieben Himmel im Mund. Ich kann selber berichten, nicht oft davon schon einiges probieren. Ein Gericht von Ihnen selber gekocht. Herrera Jedenfalls sehr, sehr gut. Entschuldigen Sie den Versprecher, aber es war wirklich sehr gut. Aber das Thema Ernährung ist immer, wird immer wieder diskutiert. Wie muss ich mich ernähren? Wie soll ich mich ernähren im Rahmen einer Krebserkrankung? Da gibt es, glaube ich, auch viele Mythen. Aber ein paar Dinge wissen wir, glaube ich, schon ganz gut. Vielleicht können Sie da noch Tipps geben, wie die Patientinnen sich gut ernähren können.

 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli [00:23:16] Also grundsätzlich essen wir zu viel, bewegen uns zu wenig. Punkt aus. Und da schließe ich mich selbst auch ein. Zweitens Das Leben und das Essen definiert sich nicht nur über Kalorien, also immer als Paket, als Package also. Das heißt, ich kann mal eine Sahnetorte essen, aber ich muss mich dann auch danach mehr bewegen und am besten vorher und nachher. Und drittens, Wir essen häufig unachtsam. Und achtsam bedeutet, dass wir eben gar nicht wissen, was wir essen und wir uns noch ablenken lassen mit dem Telefon oder weiß nicht, was es heißt. Man sollte grundsätzlich auch die Ernährung und so war es ja auch im Kochbuch eigentlich der rote Faden, dass wir achtsamer damit umgehen und aber uns davor auch schützen und in irgendwelche waghalsigen Ideen zu bringen. Also Rote Bete ich persönlich sehr gerne, aber es macht jetzt keinen Sinn Rote Beete gegen die Krebserkrankung einzusetzen, weil ich glaube, das müssten, dann müssten sie glaube ich, 500 Kilo am Tag essen und es würde trotzdem nicht helfen, weil es hat was mit Dosis auch zu tun und es hat was auch damit zu tun, dass wir unterscheiden müssen von denen, die jetzt mir helfen und die mir später helfen. Und wir haben ja heute lange diskutiert über dieses kardiovaskuläre Risiko. Ja, und das heißt, eigentlich ist diese Diät letztlich auch die Krebsdiät. Und da geht es um wenig gesättigte Fettsäuren, da geht es um viel Gemüse, da geht es natürlich um nicht zu viel Fleisch. Und da geht es auch darum, dass wir auf die Kohlenhydrate besonders Wert setzen sollten, dass wir das limitieren und vielleicht ein wenig mehr Proteine als Kohlenhydrate zu uns nehmen. Aber ich denke, der erste Schritt ist, dass wir eine Regelmäßigkeit in die Ernährung hineinbekommen, dass wir uns auch überlegen, was wir kaufen, was wir essen und vielleicht auch unser Essverhalten so verändern, dass wir mehr kauen, dass wir mehr trinken und dass wir mehr sozial miteinander dinieren. Und natürlich, wenn ich einen Diabetes habe, habe ich eine andere Empfehlung. Aber da ist man auch schon moderner und flexibler geworden als vor 50 Jahren. Aber als, wenn ich keinen Diabetes habe und deswegen möchte ich Sie ermutigen, Ihren Ihr Essverhalten weiter zu bewahren. In dem Kern. Aber ihn kritisch hinterfragen. Und ich kann es nur von mir erzählen. Also ich trinke sehr gerne Cranberry Saft. Aber da ist ja Zucker drin. Aber ich hab den Kaffee jetzt ohne Zucker. Und trinken Sojamilch dazu. Was ich damit sagen will, ist man kann für sich individuell immer Kompromisse finden. Ich mag den Cranberry. Und ich esse auch gerne abends. Also wir sitzen jetzt 19:00 zusammen. Und ich esse wahrscheinlich in zwei Stunden. Und das mache ich auch. Das ist auch nicht ungesund. Sie müssen einfach nur um 7:00 essen und dann nicht gleich um zwölf wieder. Weil dieses Intervall fasten und das hat ja was mit der Kalorienzufuhr insgesamt zu tun. Und deswegen wäre das für mich ein großer Lebensumbruch, wenn ich jetzt abends nicht mehr essen würde. Das ist für mich unverhandelbar. Und überlegen Sie für sich selbst, was für Sie verhandelbar und was unverhandelbar ist. Und dann werden Sie merken, dass vieles verhandelbar ist. Und das ist natürlich die Coca-Cola. Das ist auch vielleicht die Süßigkeit nach der Süßigkeit. Und so weiter. Aber wie gesagt, wenn Sie das möchten und das Ihre Lebensqualität und so ist ja auch die Lebensqualität definiert über körperliches, psychologisches und soziales Wohlbefinden unterstützt. Dann müssen Sie eben in der anderen Dimension mehr tun. Das heißt, dann muss ich eben die vier Etagen noch mal laufen und dann kann ich mir mein Nougat Pralinen vielleicht gönnen. Aber grundsätzlich geht es nicht um den einzelnen Tag, sondern um eine Grundeinstellung. Und wie gesagt, versuchen sie auch anders zu denken. Das sage ich vielen Patienten also nicht: Was tue ich für den Krebs oder gegen den Krebs? Sondern Was tue ich, um die gesunden Zellen zu stärken? Die gesunden Zellen zu stärken, sind ja operiert oder haben eine Krebstherapie, das heißt, da ist ja schon eine Behandlung auf den Krebs. Aber was wir leider machen durch die Krebstherapie wir belasten die gesunden Zellen und die müssen wir füttern. Und dann überlegen Sie mal, was ein Herz so sich wünscht. Oder die Niere. Oder mein Oberschenkel. Was braucht ihr für Nahrung? Und dann ist das relativ klar, dass man da noch mal Dinge hinterfragt und dann wird die Liste klar. Das ist so meine persönliche Philosophie und fragen Sie durchaus auch Expertinnen und Experten. Das sind nicht häufig Ärztinnen und Ärzte.

 

Dr. med. Robert Armbrust [00:28:45] Ja, vielen Dank für das angenehme Gespräch. Und dann hoffe ich, dass Sie heute Abend eine nicht verhandelbare gute Mahlzeit bekommen werden. Vielen Dank.